Ausstellungskonzept für die Solo-Ausstellung in der Galerie Bruckmühl in Bruckmühl. Die Masse sind Variabel.

 

 

Ausstellungskonzept ‚Roots & Life‘ von Brigitte Siebeneichler

© Brigitte Siebeneichler, 2017

 

Das Ausstellungskonzept  ‚Roots & Life‘ wurde speziell auf die Räume der Galerie Markt Bruckmühl hin entworfen. Thema dieser Ausstellung ist der Mensch, seine Wurzeln,  seine evolutionäre Herkunft, seine Identität, seine Umgebung als reale und als virtuelle Welt. Dieses Themenspektrum für eine Kunstaustellung scheint hinsichtlich der aktuellen weltpolitischen Situation sinnfällig und virulent.

Für jedes der drei Geschosse der Galerie Markt Bruckmühl wurden Raumkonzepte entwickelt, die einem bestimmten Unter-Thema der Ausstellung gelten: Das Erdgeschoß präsentiert uns die Erde als wesentliche Lebensgrundlage und unsere Verwurzelung bzw. Nicht-Verwurzelung in ihr. Das erste Geschoß widmet sich dem Element Wasser als evolutionärem Urelement des Lebens. Virtualität ist der Leitgedanke des Dachgeschoß. Die Inhalte durch Malerei, Video-, Sound-, Skulptur und Papier-Installation vermittelt. Die Künstlerin Brigitte Siebeneichler arbeitet schwerpunktmäßig in der Gattung Malerei, partiell, wie auch für dieses Projekt im Bereich Medien-Kunst und Installation. Die Ausstellung folgt im Aufbau der architektonischen Gestalt der Galerie Markt Bruckmühl und erschließt sich für den Besucher thematisch vom Erdgeschoß über das erste Geschoß bis zum abschließenden Obergeschoß.

 

Erdgeschoss Raum 1 Konzeption:

Im ersten Raum des EG wird das Thema Erde haptisch und optisch visualisiert. Im Zentrum steht eine Bodeninstallation aus Erde. An den Wänden hängen abstrakte Kompositionen auf Papier und Leinwand. Zum einen bestehen die Farben dieser Gemälde aus Pigmenten, die in der Tat der Erde entnommen sind, zum anderen geben sie auch farblich in verschiedenen Koloriten Erde wieder, die hier Hauptakteur ist.

 

 

Erdgeschoss Raum 2  Konzeption:

Leitgedanke des zweiten, größeren Raumes im Erdgeschoss ist das Thema „Verwurzelung des Menschen“. Er verfolgt eine essentielle Frage, dem viele wissenschaftliche Studien gewidmet sind. Dargestellt wird dieses Thema durch eine Installation lebensgroßer Figuren aus Hartpappe, deren Wurzeln entweder mit einer weiteren kreisrunden Bodensinstallation aus Erde verbunden sind oder darüber im Raum enden, im Raum schweben. Diese stehen für das Nicht-Verwurzelt-Sein. Begleitet wird die inmitten des Raumes aufgebaute Installation von abstrakten Malereien, die vorwiegend in Ocker gehalten sind. Die Pigmente dieser Gemälde, das Ocker, wurde tatsächlich wieder Erd-Typen entnommen. Der Raum soll zu Überlegungen anregen: Wie ergeht es Menschen in ihrem Leben, die fest verwurzelt sind und wie geht es Menschen, die keine Wurzeln haben? Interessant sind in diesem Zusammenhang die Ausführungen von Josef Konrad, der dazu schreibt:  

 

„Verwurzelung heißt in der Psychologie gesunde Bindung (…). Ein Mensch, der in seinem Leben wenig Liebe bekommen hat, ist nicht verwurzelt, er lebt unsicher und unstet.“

 

 

Erstes Geschoss (Raum 1, 2 und 3):

Alle drei Räume des ersten Geschoss sind dem Element Wasser gewidmet, aus dem die Urwesen des Lebens entstammen, die sich dann auf der Erde weiterentwickelten und sich – im besten Fall – verwurzelt haben. Das Wasser kann Leben geben, kann heilen, kann Leben nehmen. Ozeane waren das Versuchslabor der Evolution. Wasser kann rauschen, den Gezeiten untergeordnet sein, fließen, eruptiv aus der Erde schnellen und sprudeln, wie die Geysire in den vulkan-Aktiven Regionen auf der Erde. Die verschiedenen Seins-Formen des Wassers werden durch Sound- und Video-Installationen und durch abstrakte Malereien dargestellt.

 

Dachgeschoss  (Raum 1, 2 und 3)

Im Dachgeschoß geht es inhaltlich, und damit kontradiktorisch zu der Themen im Erdgeschoß und erstem Geschoß um die virtuelle Welt und ihre Erscheinungsformen. Es ist unbestritten, wie stark uns heute virtuelle Welt beeinflußt. Ob positiv oder negativ ist sie in jedem Fall das Gegenteil einer Erdhaftigkeit und Verwurzelung, wie es Wolfgang Hesse treffend und ironisierend formulierte:

 

„In virtuellen Welten ist alles möglich, außer der Bewältigung der realen Welt.“

 

Die virtuelle Welt ist mit der Illusion verbunden, der Menschen gerne erliegen. Dies ist kein neuzeitliches Phänomen, sondern bereits in der hellenistischen Antike erkannt worden. Schon Platon berichtet davon in seinem Höhlengleichnis, indem die Betrachter Schatten wahrnehmen, aber nicht die Substanz sehen können, die diese Schatten auf die Höhenwände wirft. Das Problem der Wahrnehmung und der Erkenntnis der Wahrheit, der Substanz ließ sich mit diesem Vergleich gut darstellen. Im Zeitalter des Internets, der (virtuellen) Globalisierung können Täuschungen mannigfach und aus ganz verschiedenen Motiven genutzt werden. Sie sind schwer zu durchschauen und für uns auch schwer erreichbar, da sie nicht im Realen zu fassen sind.  Das Thema Virtualität wrd durch zwei Installationen und eine Video-Arbeit visualisiert. Bei einer Rauminstallation handelt es sich um ein Schattenspiel, eine Art modernem Höhlengleichnis. Eine Rauminstallation besteht aus direkt an den Raumwänden reversibel befestigten Papieren mit Aphorismen aus der antiken, neuzeitlichen und zeitgenössischen Philosophie. Diese Papiere sind in überlebensgroßer Höhe an den Wänden angebracht. Sie dürfen und sollen vom Besucher abgerissen werden, der dafür in die Höhe springen oder von einem Besucher in die Höhe gehoben werden muss, um an das Papier zu kommen Der dritte Raum ist einer Video-Arbeit vorbehalten. Hier geben Menschen  unterschiedlicher Altersgruppen und Ethnien nach einem festgelegten Fragenkanon Auskünfte zu ihrem Empfinden der virtuellen Welt.